Monet: Vom Karikaturisten zum Begründer des Impressionismus

Monet: Vom Karikaturisten zum Begründer des Impressionismus
Monet: Vom Karikaturisten zum Begründer des Impressionismus
 
Claude Oscar Monet wurde mit einem Bild zum Namensgeber einer ganzen Kunstepoche. Von diesem Bild »Impression, soleil levant« leitete ein Kunstkritiker im Jahr 1874 die Bezeichnung »Impressionisten« ab und meinte das eher spöttisch. In seinem Alterswerk, vor allem in seinen Seerosen- und Lilienbildern, hat sich Monet dann über den Impressionismus hinaus weiterentwickelt.
 
 Claude Monet — die Biografie
 
Erste Karikaturen
 
Claude Oscar Monet wurde am 14.11.1840 in Paris als Sohn eines Kaufmanns geboren. Im Jahr 1845 zog die Familie nach Le Havre. Monet zeigte schon früh Talent als Zeichner, er fertigte viele Karikaturen an. Im Jahr 1856 lernte er den Maler Eugène Boudin kennen, der ihn in die Freilichtmalerei einführte. Eine wichtige Prägung bedeutete für ihn auch ein Werk des Malers Charles-François Daubigny, der der Schule von Barbizon angehörte. Im Jahr 1859 traf Monet an der Académie Suisse, an der er für kurze Zeit eingeschrieben war, auf den Maler Camille Pissarro. Die Jahre 1861/62 verbrachte er beim Militär in Algerien, wurde aber wegen seiner schwachen körperlichen Verfassung entlassen. Ab Ende 1862 machte Monet eine Ausbildung im Atelier von Charles Gleyre, zusammen mit Alfred Sisley, Auguste Renoir und anderen Malern, mit denen er sich auch der Freilichtmalerei in Chailly-en-Brière im Wald von Fontainebleau widmete.
 
Erste Erfolge
 
Erfolg hatte Monet mit Gemälden im Jahr 1865 und im Jahr 1866. Der Salon, die Kunstausstellung im Louvre, zeigte unter anderem 1865 sein Werk »Die Mündung der Seine«, das ebenso großen Anklang fand wie im folgenden Jahr das Werk »Camille«, das seine Geliebte Camille Doncieux darstellte. Ein bedeutendes Werk schuf Monet 1868. »Das Frühstück« zeigt Camille und Sohn Jean. 1870 heiratete Monet Camille Doncieux. Im selben Jahr besuchte er London. Monet kam dort in Kontakt mit dem Kunsthändler Paul Durand-Ruel. Dies war eine wichtige Bekanntschaft, denn Durand-Ruel kaufte in der Folgezeit viele Werke von Monet. Im Jahr 1871 besuchte Monet Holland und malte dort.
 
Ein Bild gibt einer Epoche den Namen
 
Im Jahr 1872 schuf er ein Werk, das einer ganzen Epoche den Namen geben sollte. Das Werk »Impression, soleil levant« wurde zwei Jahre darauf von Monet und seinen Malerfreunden im Atelier des Fotografen Nadar ausgestellt. Die Gruppe der Ausstellenden wurde nach diesem Bild — zunächst abwertend — als »Impressionisten« bezeichnet.
 
Monet lebte nun in Argenteuil und arbeitete mit Renoir und Manet zusammen. Ein Portrait von Manet zeigt ihn bei der Arbeit (»Die Barke: Monets schwimmendes Atelier«, 1874). Auf den folgenden Ausstellungen der Impressionisten von 1876 bis 1879 war Monet regelmäßig mit bis zu über 30 Bildern vertreten. Allerdings brachten ihm diese Ausstellungen keinen materiellen Erfolg, während der 1870er-Jahre war er permanent in Geldnot. Im Herbst 1879 starb Monets Frau Camille. Im Jahr 1882 war er noch einmal auf einer Ausstellung der Impressionisten vertreten, ab 1883 stellte dann Durand-Ruel regelmäßig die Werke Monets aus.
 
Abrücken von den Impressionisten
 
Das Abrücken von den Impressionisten zeigte sich bei Monet auch in einer Änderung seines Stils, die ab dieser Zeit zu registrieren ist. Schwerere Töne lösen die leichten Farben ab, die er in seinen Landschaftsbildern verwendet hatte (Beispiel: »Stillleben Äpfel und Trauben« von 1880). Im Jahr 1883 ließ sich Monet in Giverny nieder. Er unternahm einige Reisen, so 1883 nach Rouen, wo er Pissarro traf; im selben Jahr fuhr er an die Riviera, wohin ihn Renoir und Cézanne begleiteten.
 
1892 heiratete Monet zum zweiten Mal. Auch um die Jahrhundertwende machte er verschiedene Reisen, so nach England und nach Venedig. Dabei entstanden 1903 das Werk »Das Parlamentsgebäude in London«, das ihn in der Nachfolge W. A. Turners zeigt, und 1908 »Der Dogenpalast in Venedig«. In dieser Zeit arbeitete er mit großem Elan, wohl auch, weil ihn ein Augenleiden um den Erhalt seiner Sehkraft bangen ließ.
 
Die Motive des Alters: Seerosen und Lilien
 
Auf seinem Grundstück in Giverny begann er 1899 mit der Abbildung von Seerosen und Lilien. An diesen Motiven arbeitete er bis an sein Lebensende, wie die Werke »Garten von Giverny« (1904), »Seerosenteich« (1908), »Wasserlilien« (1910—1920) und »Seerosen« (um 1921) belegen. In diesem Spätwerk kam Monet bis an die Auflösung des Gegenständlichen. Claude Monet starb am 06.12.1926 in Giverny.
 
 Das Werk des Claude Monet
 
Der Neuerer
 
Auch wenn Monet einer ganzen Stilrichtung der Malerei, dem Impressionismus, den Namen gab und ihr zum Durchbruch verhalf, so entfernte er sich ab Ende der 1880er-Jahre doch von ihr und kam in seinem Spätwerk der ungegenständlichen Malerei sehr nahe. Beeinflusst von Boudin, Courbet, Manet und Turner gehörte er anfangs der Gruppe der jungen Freilichtmaler an, die dann nach seinem Werk Impressionisten genannt wurden. Er schaffte es meisterhaft, das Flimmern von Luft und Licht unter Auflösen der Konturen darzustellen. In vieler Hinsicht war Monet in seinen Werken ein Neuerer, der mit alten Traditionen brach.
 
Die Marinebilder
 
Dies spiegelt sich auch in seinen Marinebildern, mit denen er sich unter anderem 1865 für den Salon bewarb. Die Jury bezeichnete ihn als »sachgerechten Maler von Seestücken«. Das lag wohl darin begründet, dass Monet — ganz anders als etwa Manet — ein bewährtes Motiv gewählt und nur wenige Neuerungen im Stilistischen vollzogen hatte.
 
In seinem Bild »Die Mole von Honfleur« (1864) ist deutlicher zu sehen, worin die Neuerung besteht. Orientiert an Boudin hatte er die holländische Tradition überwunden. Der Himmel und das Meer waren — wie auch schon bei Boudin — keine reine Bühne mehr, etwa für pompöse Schiffe. Die Farbe und die Pinselführung bekamen bei Monet einen eigenen Wert. Anders als Boudin, der die gesamte Horizontlinie über die Bildgrenzen nach links und rechts hinausdrängte und so den Eindruck von Unendlichkeit nicht allein auf die Bildmitte beschränkte, weitete Monet hier den Raum noch einmal in traditioneller Weise in die Bildtiefe aus. Bei der Gestaltung der Räumlichkeit folgte er Boudin erst in späteren Bildern.
 
Die Figurenmalerei
 
Bei der Figurenmalerei trennte Monet nicht so scharf wie seine Zeitgenossen — zum Beispiel: Manet — zwischen der Ateliermalerei (für die Abbildung von Figuren und Personen) und der Freilichtmalerei (für die Abbildung von Landschaften). Er glaubte an die Einheit von Mensch und Natur, von Figuren- und Landschaftsmalerei. Überzeugend gelungen ist ihm diese Synthese in seinem Werk »Frauen im Garten«, in dem er Personen nach den Regeln der Freilichtmalerei darstellt und die Kontraste zwischen hell und dunkel zu einer starken, hellen Farbigkeit vereint. Auch in seinem Portrait »Camille« zeigt sich Monet als Begründer einer modernen Maltradition, indem er kühne Experimente mit der Farbe anstellt und wegkommt vom reinen Porträtcharakter der Darstellung einer Person.
 
Die Landschaftsbilder
 
Es waren aber vor allem seine Landschaftsbilder, in denen Monet den Impressionismus weiterentwickelt hat. Dabei entfernte er sich von der reinen Landschaftsmalerei, indem er auch Stadtansichten und Figuren mit in die Darstellung einbaute. Allen diesen Landschaftsbildern gemeinsam ist die Bedeutung der Darstellung von Wasser, Himmel und Wolken. Sie waren so etwas wie eine Farb- und Lichtfolie, vor deren Hintergrund die Farbe des Dargestellten sich in einzelne Bestandteile auflösen konnte, ohne dass dies den Zusammenhang des Bildes völlig zerstörte.
 
Das Spätwerk
 
Im Spätwerk kam Monet dann mit seinen Darstellungen von Seerosen und Lilien an den Rand des Ungegenständlichen. Wichtiger als die Bestimmtheit der Form dessen, was abzubilden war, wurde hier für ihn die Beziehung des Gegenständlichen zum Raum. Monet kam in seinen Altersbildern bei der Farbgebung ab von den schweren Farben, die seine Bilder noch zu Anfang der 1860er-Jahre gekennzeichnet hatten.
 
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| ZEITTAFEL: CLAUDE MONETS LEBEN UND WERK                                            |
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| 1840          | Am 14.11.1840 wird Claude Oscar Monet in Paris als Sohn eines         |
|                  | Kaufmanns geboren.                                                                         |
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| 1845          | Die Familie Monet zieht nach Le Havre.                                             |
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| 1856          | Monet lernt den Maler Eugéne Boudin kennen, der ihn in die                |
|                  | Freilichtmalerei einführt.                                                                    |
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| 1859          | Monet ist an der Académie Suisse für kurze Zeit                                |
|                  | eingeschrieben, trifft dort den Maler Camille Pissarro.                          |
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| 1861/62     | Militärdienst in Algerien                                                                     |
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| 1862          | Ab Ende dieses Jahres macht Monet eine Ausbildung im Atelier          |
|                  | von Charles Gleyre, zusammen mit Alfred Sisley, Auguste                  |
|                  | Renoir und anderen.                                                                          |
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| 1864          | »Die Mole von Honfleur«                                                                   |
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| 1865          | Ausstellung von Werken im Salon. »Die Mündung der Seine«              |
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| 1866          | Ausstellung von Werken im Salon »Camille« oder »Das grüne              |
|                  | Kleid«                                                                                              |
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| 1867          | »Frauen im Garten«                                                                          |
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| 1868          | »Das Frühstück«                                                                              |
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| 1870          | Monet heiratet Camille Doncieux. Im selben Jahr Besuch in                 |
|                  | London und Kontakt zum Kunsthändler Durand-Ruel                            |
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| 1871          | Monet besucht Holland.                                                                    |
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| 1872          | »Eindruck bei Sonnenaufgang« (»Impression, soleil levant«)                |
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| 1873          | »Wilder Mohn« »Der Boulevard des Capucines«                                  |
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| 1874          | Erste Ausstellung der »Impressionisten« »Die Brücke von                   |
|                  | Argenteuil«                                                                                      |
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| 1876          | Teilnahme an der Ausstellung der »Impressionisten«                           |
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| 1877          | »Bahnhof St.-Lazare«                                                                       |
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| 1879          | Teilnahme an der Ausstellung der »Impressionisten«. Im                     |
|                  | Herbst stirbt Monets Frau Camille.                                                     |
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| 1881          | »Sonnenblumen«                                                                              |
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| 1882          | »Die Küstenpromenade«. Letzte Teilnahme an der Ausstellung            |
|                  | der »Impressionisten«                                                                       |
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| 1883          | Ab diesem Jahr regelmäßige Ausstellungen der Werke Monets bei       |
|                  | Durand-Ruel; Monet trifft Pissarro in Rouen und fährt mit                     |
|                  | Renoir und Cézanne an die Riviera. »Die Klippe von Etretat«               |
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| 1887          | »Felder im Frühling«                                                                         |
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| 1892          | Monet heiratet zum zweiten Mal.                                                       |
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| 1894          | »Die Kathedrale von Rouen im Sonnenlicht«, »Die Kathedrale              |
|                  | von Rouen bei Sonnenuntergang«                                                      |
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| 1902          | »Waterloo-Bridge«                                                                            |
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| 1903          | »Das Parlamentsgebäude in London«                                                 |
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| 1904          | »Garten von Giverny«                                                                       |
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| 1908          | »Der Dogenpalast in Venedig«, »Dämmerung«, »Seerosenteich«          |
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| 1910-20     | »Wasserlilien«                                                                                  |
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| Um            | »Seerosen«                                                                                     |
| 1921          |                                                                                                        |
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| 1926          | Claude Monet stirbt am 06.12. in Giverny.                                          |
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Georges Clemenceau: Claude Monet. Betrachtungen u. Erinnerungen eines Freundes. Aus dem Französischen. Frankfurt am Main 21993.
 Matthias Arnold: Claude Monet. Reinbek 1998.
 Karin Sagner-Düchting: Claude Monet. 1840—1926. Ein Fest für die Augen. Köln 1998.
 Daniel Wildenstein: Monet oder der Triumph des Impressionismus. Köln 1999.

Universal-Lexikon. 2012.

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